Kreisverkehr oder Ampel – was ist besser für komplexe Systeme?

Gastbeitrag von Mark Jopp
Bild eines Kreisverkehrs

Ich liebe Kreisverkehre. Sie sind nicht nur flüssiger und effizienter als Ampeln – sie sind ein Sinnbild für moderne Unternehmensführung. Spätestens wenn man nachts an einer roten Ampel wartet, ohne dass ein anderes Auto in Sicht ist, beginnt man ihren Wert zu schätzen. Denn im Kreisverkehr läuft der Verkehr – ganz ohne äußere Steuerung. Jeder weiß, was zu tun ist. Wenige, klare Regeln reichen: Der Kreisverkehr hat Vorfahrt, man blinkt beim Verlassen, und in Deutschland fahren wir gegen den Uhrzeigersinn.

Der Rest wird dem Menschen überlassen – dem Fahrer, der sich umsichtig und verantwortungsvoll verhält. Und genau das macht das System so effizient.

Warum Verlage wie ein Kreisverkehr funktionieren sollten

Ein modernes Medienhaus ist ein hochkomplexes System. Redaktion, Anzeigenproduktion, Lesermarkt, Callcenter und Logistik greifen ineinander. Wer hier versucht, alles zentral zu steuern – wie eine Ampel – erzeugt Staus, Wartezeiten und unnötige Bürokratie. Das kostet Zeit, Geld und Nerven.

Wir gehen einen anderen Weg: Wir bauen unsere Werkzeuge zur Verlagsorganisation nach dem Prinzip des Kreisverkehrs. Unsere Prozesse sind so gestaltet, dass sie fließen – ohne Stillstand, ohne Blockaden. Jeder weiß, was zu tun ist. Sobald ein Arbeitsschritt abgeschlossen ist, wird der nächste automatisch angestoßen.

Selbstorganisation in der Praxis: Lean im Medienalltag

Das Prinzip setzen wir konsequent um – zum Beispiel:

  • Im Auftragsmanagement werden Aufgaben automatisch weitergereicht, sobald der vorige Schritt abgeschlossen ist.
  • In der Anzeigenproduktion sorgt ein integrierter Korrektur-Workflow dafür, dass Inserenten viel schneller als bisher ihre Freigaben erteilen können.
  • Im Callcenter laufen Rückfragen, Reklamationen und Buchungen durch ein intelligentes Routing direkt an die richtigen Stellen.
  • Sogar Homepages bauen sich dynamisch und regelbasiert aus Inhalten zusammen – je nach Zielgruppe, Nutzung und Relevanz.

Der Effekt: weniger Stress, weniger Fehler, geringere Kosten – und zufriedene Kunden.

Lean Management bedeutet: Alles fließt

Unsere MediaBusiness Suite umfasst 64 Module für alle Fachbereiche eines Medienunternehmens – von Redaktion bis Logistik. Rund 1.000 Funktionen pro Jahr optimieren oder entwickeln wir neu. Möglich ist das nur, weil wir nicht nur unsere Kunden nach dem Lean-Prinzip organisieren – sondern auch uns selbst.

Wir glauben an Systeme, die sich weitgehend selbst steuern. Denn der Mensch ist kein Störfaktor, sondern Teil der Lösung – wenn er mitdenkt, Verantwortung übernimmt und von einem guten System unterstützt wird.

Theorie trifft Praxis: Von Stafford Beer bis St. Gallen

Die Idee ist übrigens nicht neu: Stafford Beer, Pionier der Management-Kybernetik, definierte Organisation als ein System, das sich selbst reguliert – ähnlich wie der Mensch oder ein Verkehrsfluss. Seine Konzepte beeinflussten das St. Galler Management-Modell, das bis heute die Grundlage vieler moderner Führungsansätze bildet.

Mehr dazu: Wikipedia – Stafford Beer

Fazit: Selbstorganisation ist der Schlüssel zu effizientem Verlagsmanagement

Wer Prozesse beschleunigen, Qualität sichern und gleichzeitig Kosten senken will, braucht keine Ampeln – sondern gut gestaltete Kreisverkehre. Als Prinzip. Als System. Als Haltung.

Sie möchten wissen, wie das in Ihrem Medienunternehmen aussehen kann? Ich freue mich über Ihre Nachricht oder ein persönliches Gespräch.

Und wer es ganz komplex mag, der schaut sich mal die hier mal um :-)
See How an Insane 7-Circle Roundabout Actually Works | WIRED


Mark Jopp - CEO JJK
Experte für Lean Management & Prozessdesign in Medienunternehmen